Klartext  
  Klartext Nr.2 Febr.2006
Betriebszeitung der BKK VBU

Für mich ist kein Platz in der Schule

Ein Satz, der bei uns undenkbar ist.

 

Aber es gibt noch Länder, in denen die Schulpflicht mangels Kapazitäten nicht umgesetzt werden kann. Besonders schlimm ist das für die ehemaligen rund 18000 Vertragsarbeiter aus Mosambik. Sie haben ein oder mehrere Berufe in der DDR gelernt und wissen den Wert von Bildung zu schätzen. Viele können Ihre Kinder aber nicht in die Schule schicken. Mosambik ist eines der ärmsten Länder der Welt. Bildung ist auch nach der Befreiung (1974) nicht für alle erreichbar. Noch heute beträgt die Analphabetenrate um die 50% und nur ca. drei viertel der Kinder bekommen einen Schulplatz. Dabei werden die vorhandenen Schulen schon teilweise 3schichtig ausgelastet und Klassenstärken von 60 Kindern sind normal.

Dorfschule in Gorongosa

Mit Hilfe ehemaliger Vertragsarbeiter baute der Verein „Projektarbeit Mosambik e.V.“ 1998 in Beira eine Schule (2 Räume) und schaffte damit für 120 Kinder die Möglichkeit zu lernen. Aber wer erträgt schon die traurigen Augen der Kinder, die keinen Platz abbekamen. Es wurden weitere Lehrer eingestellt und im Schichtbetrieb das gesamte Tageslicht ausgenutzt (06.30 Uhr - 09.30 Uhr / 10.00 Uhr - 13.00 Uhr / 14.00 Uhr - 17.00 Uhr). Nun konnten 360 Kinder lernen. 2001 wurde eine Machessa (traditioneller Rundbau) als dritter Raum hinzugenommen, der aber die schweren Stürme der Regenzeit 2002 nicht überstand.

Das waren die Bedingungen, die ich 2004 vorfand. Der Verein hatte mich gebeten, meine private Reise zu nutzen, die durch Krankheit der Vorsitzenden abgerissenen Kontakte wieder knüpfen. Es gelang mir die Schulbehörde für unser Projekt zu interessieren und Helfer für den Wiederaufbau des dritten Raumes (dieses mal mit Stein und festem Dach) zu gewinnen. Nur 3 Monate nach meiner Rückkehr erhielt ich aus Mosambik die Nachricht: „weitere 180 Kinder können jetzt täglich zur Schule gehen“.

Mit solch einer Erfahrung konnte ich nur „Ja“ sagen, als mich der Verein bat, mich weiter um die Schule zu kümmern. So fuhr ich im September 2005 wieder nach Mosambik mit Vollmachten und Aufgaben ausgestattet. Mein Gepäck bestand zum großen Teil aus Geschenken für die Kinder: Luftballons, Kugelschreiber, Buntstifte, Zahnbürsten, Malhefte und andere Dinge, die mir die Marketingabteilung zur Verfügung stellte und die viele strahlende Kinderaugen erzeugten.

Unsere Schule "03 Outubro MONARDA" in Beira

Die Hauptaufgabe der Reise aber war, Strukturen zu schaffen, die eine Führung und Kontrolle der Arbeit von Deutschland aus erlauben. 1998-2001 hatte die Vereinsvorsitzende noch die gesamte Koordination während mehrmonatiger Reisen selbst durchgeführt. Das schied für mich aus. Eine kostenintensive Personalstruktur zu etablieren widerspricht dem Credo des Vereins, keine Spendengelder für Verwaltungskosten auszugeben. So setzte ich mich mit 4 ehemaligen Vertragsarbeitern zusammen, die ich viele Jahre kenne, und schloss mit Ihnen eine Vereinbarung.

Unter dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ organisieren und koordinieren Sie die Erweiterung der Schule um 2 Räume und den Anschluss an die Trinkwasser- und Stromversorgung. Alle dazu nötigen Arbeiten werden die in der DDR solide ausgebildeten Männer selbst vornehmen. Somit erfüllt das für die Schule ausgegebene Geld auch noch den Zweck ehemaligen Vertragsarbeitern zeitweilig ein Einkommen zu sichern. Das auf dieser Reise gegründete Konto erlaubt die Zuteilung und Kontrolle der Spendengelder von Deutschland aus.

Das Engagement ist enorm. Kaum war das erste Geld auf dem Konto, wurde begonnen Steine zu machen und der Bauantrag eingereicht. Die Kalkulationen sind fertig, die Pläne für den Bau der zusätzlichen Schulmöbel gemacht. Mit diesen Informationen im Gepäck konnte ich am 12.11.05 in Hoyerswerda (Sitz des Vereins) vor 70 Spendern berichten und glückliche Gesichter erzeugen, dass es nach 3 Jahren Stagnation wieder weiter geht.

Ursprünglich wollte ich das Projekt nur wieder auf die Beine bringen und mich dann wieder zurückziehen. Die vielen Kinder, die trotz dieser Schulerweiterung auch weiterhin keinen Platz bekommen können, werden mich daran hindern. Mit diesem Bericht möchte ich mich vor allem beim Bereich Marketing bedanken, der mir mit den Geschenken für die Kinder und mit ein paar Repräsentationsartikeln für Bank- und Behördenvertreter sehr geholfen hat, das Projekt erfolgreich voranzubringen. Als Dankeschön bin ich gern bereit zu gegebener Zeit eine kleine Ausstellung zu machen und Interessierten mit Videos und anderem Material mehr über das Projekt zu berichten.
 
Wolfgang Zropf

 
   
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